Die neuen Heilsbringer

Wir leben in schweren Zeiten. Kommen doch ständig schier unfassbare Katastrophen über uns. Sei es eine tödliche Pandemie, die rückwirkend betrachtet doch keine anderen Merkmale aufweist als eine Grippewelle, oder der Angriffskrieg der Russen auf die seit 2014 vom Bürgerkrieg erschütterte Ukraine. In dieser hat es sich eine wertewestlich orientierte, erznationalistische Staatsmacht mit dem Beifall der NATO-Länder zur Aufgabe gemacht, den Osten des Landes von einem Teil der Bevölkerung zu säubern, weil sie Russen und — vielleicht noch wichtiger — dort zu bescheidenem Wohlstand gekommen sind.

Was haben diese beiden Katastrophen gemeinsam? Nun, zunächst einmal erfahren sie massive, mediale Aufmerksamkeit. Wie langweilig wäre diese sogenannte Pandemie doch gewesen, hätten wir nicht die täglichen Wasserstandsmeldungen über Inzidenz und Krankenhausbelegung gehabt. Von hoch bezahlten Protagonisten, sogenannten Experten wie zum Beispiel dem als Wissenschaftler eher marginalen Virologen Drosten, ohne akademische Laufbahn, dafür mit Stiftungslehrstuhl von Milliardärsgnaden gesegnet, oder dem pomadigen Direktor des Robert Koch-Instituts (RKI) Wieler, der sich unlängst wieder der Forschung widmen wollte, nun aber doch eine Stelle antritt, für die er als Verfechter eines autoritären, echter Forschung eher abträglichen niemals Hinterfragens intellektuell wenigstens ansatzweise geeignet ist. Oder vom ungelenken, nach medialer Aufmerksamkeit strebenden Gesundheitsminister Lauterbach, Nachfolger des fachfremden Strebers Spahn in Amt und Würden, der es sich zur Gewohnheit gemacht hat, einfach nur täglich Verwirrung zu stiften.

Genauso verhält es sich mit dem Krieg in der Ukraine. Waffennärrin Strack-Zimmermann, Panzer-Toni Hofreiter von den Grünen, eine zumeist dummes Zeug stammelnde Frau Baerbock und der Berufs-Geschichtenerzähler Habeck, ein undurchsichtiger Kanzler Scholz mit so guten wie geheimen Kontakten zur Finanzlobby, genau wie der sogenannte Oppositionsführer Merz und andere Gestalten: Sie alle verkünden täglich irgendetwas, das sich nach Ausweitung und Eskalation anhört. Die Gemeinsamkeit aller Handlungsempfehlungen, die uns die Protagonisten geben, scheinen über jeden Widerspruch erhaben: Wir müssen das Virus besiegen, wir müssen die Russen besiegen, und das um jeden Preis. Ob das über Widerspruch erhabene Ziel überhaupt erreichbar ist und was die Anstrengung kostet: egal!

Wir können, so die ideologische Leitlinie, etwas tun, und tun ist seliger — und profitabler! — als lassen, auch wenn die Auswirkungen noch so verheerend sind!

Im Falle der Pandemie kam es zu einer international orchestrierten Orgie von Maßnahmen, viele davon unwirksam, schlicht falsch, vieles rechtlich fragwürdig, das meiste in irgendeiner Ausprägung auch schädlich, aber doch mit einem roten Faden: ob Tests, Masken oder Impfung – was war das für ein gigantisches Geschäft! Endlich durften die Regierungen mal so richtig bei den Konzernen einkaufen, raus mit der frisch hergestellten Kohle, rein damit in die Pfründen der Heilsbringer! Masse statt Klasse, viel hilft viel, auch wenn wir das Zeug nachher größtenteils entsorgen müssen! Wie der Impfstoff, so die Waffen: Es geht, so könnte man meinen, gar nicht um die Wirksamkeit, sondern um Verschleiß, damit alsbald etwas Neues bei den in der Lobby der Parlamente wohlvertretenen Firmen bestellt werden kann.

Die Ukraine wird von einem Teufel namens Putin angegriffen

Dem Einhalt zu gebieten sei das höchste Ziel, so erzählt man sich landauf, landab. Man vergleiche diesen offenbar mehrheitlichen Konsens mit dem, was man uns aus wissendem und nichts wissendem Munde über den Kampf gegen das Virus erzählt hat. Weder ließ sich die riesige Welle von Atemwegserkrankungen aufhalten, darunter nur noch am Rande ein paar Corona-Infektionen, die in der zweiten Jahreshälfte 2022 mehr Deutsche das Leben kostete als irgendeine Epidemie zuvor in der Geschichte der Bundesrepublik, noch jucken all die militärischen Aktionen den Herrn Putin, der sich bekanntlich nicht in der Ukraine, sondern in Russland aufhält und vermutlich auch weiterhin auf keinen Komfort verzichten muss. Was wir tun, erfüllt nicht den intendierten Zweck. Oder doch?

Allmählich kommt in der Breite an, dass die Impfung vor allem eines war: ein Raubzug durch die öffentlichen Kassen, wie es ihn noch nie zuvor gegeben hat. Nach drei Jahren extremer finanzieller Belastung und erheblicher Neuverschuldung profiliert sich die Bundesregierung nun aber nicht etwa als Retter ihr überantworteter Staatsfinanzen, sondern macht es sich sogleich zur Aufgabe, ein Land wie die Ukraine, für das sich seit der Öffnung des Eisernen Vorhangs mangels wirtschaftlicher Verwertbarkeit kaum jemand interessierte, für den Krieg gegen eine heillos überlegene Weltmacht zu finanzieren und auszustatten. Das wiederum passiert nicht marginal, sondern massiv, bis zur selbstlosen Weitergabe wesentlicher Bestände der Bundeswehr und mit einem riesigem Propagandageschrei, sodass man sich fragt, welches Ziel denn da primär verfolgt wird?

Das Virus sei ein Killer, der uns alle dahinrafft. Die russische Invasion sei, im Gegensatz zu den amerikanischen Invasionen der Nachkriegsgeschichte, so schlimm und wir selbst so betroffen, als seien die Russen gerade ohne Grund in Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern einmarschiert. Ein Moralin-Erguss schwappt durchs Land, als würden die Russen in den besetzten Gebieten sogleich dazu übergehen, die gesamte Bevölkerung abzuschlachten. Ignoriert wird, dass das Gegenteil der Fall ist. Auf der Krim würde die mehrheitlich russische Bevölkerung auch heute für die Angliederung an die Russische Föderation stimmen. In Luhansk ist man froh darüber, dass der achtjährige Beschuss durch Truppen des eigenen, ukrainischen Miltärs und angegliederter bis an die Zähne bewaffnete und mit Nazi-Runen geschmückte Söldner vorläufig aufgehört hat. Die Frage, wer die Truppen ausgerüstet hat, die diesen Bürgerkrieg begannen, kann man getrost mit „keinesfalls die Russen“ beantworten. Jetzt mischen viele Nationen mit, die eine Geisteshaltung eint: Weder geht es auch nur ansatzweise darum, in der Ukraine für Ruhe und Frieden zu sorgen, noch schert es irgendjemanden, wie viele junge Russen und Ukrainer im Gemetzel ihr Leben lassen. Es geht ums Rechthaben – und um Shareholder Value.

Bei den Banken knallen die Sektkorken angesichts massiver staatlicher Neuverschuldung, und das auch noch zu steigenden Zinsen – Beschlüsse der sogenannten Währungshüter, die die Produktion von immer mehr Geld verantworten.

Bei Pharma- und Rüstungskonzernen knallen sie angesichts einer riesigen, staatlich abgesicherten Auftragsflut bei Verbrauchsmaterial, seien es Tests, Impfdosen und Masken oder Waffen und Munition. Bestellt wird im Überfluss und verhandelt werden Mondpreise, selbstredend im Verborgenen. Schulden heißen neuerdings Sondervermögen, weil das besser klingt. Konkurrenz, die nicht am großen, übervollen Futtertrog tafelt, geht in die Insolvenz – ein nicht ganz unerwünschter Nebeneffekt.

Eine weitere Parallele zwischen Pandemie- und Ukraine-Maßnahmen drängt sich auf. Den Protagonisten ist es nicht nur buchstäblich scheißegal, welche Nachteile und welches menschliche Leid ihr Handeln mit sich bringen könnte, sondern sie ignorieren diese Nachteile auch, so gut sie können, nachdem sie eingetreten sind. Impfschäden gibt es nicht! Diese unglaublich vielen Infarkte und Schlaganfälle können wir uns nur einfach nicht erklären. Unsere Experten tappen im Dunklen.

Die Grippe war im vergangenen Winter eben besonders schlimm, aber nie und nimmer eine Folge der Tatsache, dass wir drei Vierteln der Bevölkerung das Immunsystem mit einer Gentherapie weggeschossen haben, die noch nicht einmal die Infektion mit dem Zielvirus verhindern konnte, sondern im Gegenteil: Corona wütete bekanntlich erst auf breiter Front und mit hohen Infektionszahlen im Jahr 2021, als die Impfkampagne volle Fahrt aufgenommen hatte!

Begleitet wurde das Ganze von einem Meer von unaufgelösten Widersprüchen. Wo war beispielsweise die Grippe in den Corona-Jahren? Ach, die Grippe hat komplett pausiert? Na klar, da war ja auch das Coronavirus aktiv, mit den exakt gleichen medizinischen Folgen! Was, es gab Pleiten im Mittelstand? Wir haben doch eine noch nie dagewesene Beschäftigung und Fachkräftemangel — im Billiglohnsektor! Wie, es besteht die Gefahr einer Ausweitung des Konflikts in der Ukraine? Deutschland wäre in einer neutralen Rolle als Vermittler zwischen den Kriegsparteien deutlich besser aufgehoben, und das wäre auch billiger und weniger tödlich für die direkt vom Krieg betroffenen Menschen? Nein, heißt es, was wir tun, ist richtig und alternativlos. Waffen sind zum Schießen da, wir bestellen sie bei Konzernen, liefern sie und sorgen dafür, dass das Zeug auch verbraucht wird. Natürlich nicht von uns, sondern von Ukrainern, die sich gefälligst damit der russischen Invasion in den Weg zu stellen haben und im Zweifelsfall eben, so nehmen wir es in Kauf, auf dem Schlachtfeld ihr Leben lassen.

Wer ist denn eigentlich WIR?

Wir sind keine Kriegspartei, sagt der Kanzler immer wieder, während seine ADHS-geplagte Außenministerin schon im offiziellst möglichen Rahmen und mit dem gewohnt holprigen Sprachduktus, der auf ein Zurückbleiben des inhaltlichen Nachschubs aus dem Oberstübchen hinter dem stets zu schnell geplapperten Wortfluss schließen lässt, etwas von „We are fighting a war against Russia“ stammelt. Schwerste Panzer liefern wir jetzt, aber eben keine Kampfflugzeuge. Da ist also die neue Grenze, soeben neu gezogen. In ein, zwei Monaten wird neu verhandelt. Parallelen zu „Es wird mit uns keine Impfpflicht geben“ bis hin zur medialen Menschen-Hetzjagd auf all diejenigen, die sich nach denkbar knappem Scheitern eines gesetzlichen Zwangs auf das Politiker-Ehrenwort unseres Kanzlers verlassen wollten, sind wohl nicht nur rein zufällig.

Das Schlimmste von allem ist die vollkommene Kritiklosigkeit der staatskonformen Medien gegenüber den Entscheidern. Da werden selbst kompetenteste und prominenteste Gegenstimmen unterdrückt, lächerlich und verächtlich gemacht, aus dem Ring geschubst, zensiert, diffamiert, zu Unpersonen erklärt.

Wer nicht der staatskonformen Meinung ist, ist doof, so tönt es von oben von den immer gleichen Sprechern. Interessanterweise kommt der gleiche, von allen Argumenten befreite Brei auch von unten und von der Seite, denn man plappert ja nach, was verkündet wird. Ein demokratischer Diskurs findet nicht statt, sondern man hält und erklärt sich gegenseitig für blöd. Es gibt, in der Fortsetzung des intellektuellen Offenbarungseids, auch nur eine einzige Lösung: die teuerste! Bei der Pandemie war es die erfolglose Impfung. Im Konflikt mit der Ukraine ist es die irre Idee eines Endsiegs über Russland. Verkündet wird dieser gefährliche Unfug von offensichtlich Radikalen, die man erst mal weit außerhalb der gemäßigten Stimmen suchen und finden muss, zum Beispiel diesen Kriegstreiber hier, der zu allem Überfluss auch noch einen Lehrauftrag hat.

Staatliche Institutionen leisten Beistand, wie im Falle eines Michael Ballweg die Judikative, die den Gründer der außerparlamentarischen Initiative „Querdenken“ ohne nachvollziehbaren Grund und ohne Urteil ins Gefängnis gesteckt hat. Sogar gewohnheitsoppositionelle Chaoten beteiligen sich, vermutlich mit etwas Taschengeld für die Hausbesetzer-WG finanziert, mit regierungskonformer Häme. Das Vorgehen: einfach alle Andersdenkenden so lange als Nazis, Leugner, Idioten und Verbrecher beschimpfen, bis sie mürbe sind. Wer zu klar eine andere Auffassung vertritt, wird niedergemacht: sozialer Ausschluss, Parteiausschluss, Gefängnis, empfindliche Bußgelder, Hausdurchsuchung, schau, der hat den Hitlergruß gezeigt, schau, die ist Reichsbürgerin! Die Bundesinnenministerin äußert sich ganz eindeutig für Gesinnungspolizei statt Pluralität. Welch eine unerträgliche Kakofonie!

Fleißige Redakteure der durch Zwangsgebühren finanzierten Staatsmedien zerteilen die Gesellschaft. Im Falle der prominent gewordenen Sarah Frühauf vom MDR oder des völlig unbekannten „Kulturredakteurs“ Martin Zeyn, dessen radikal pharmakonforme Einlassungen vom Bayerischen Rundfunk inzwischen getilgt wurden und nur noch im Webarchiv als asoziale Bombenkrater einer grotesken Themaverfehlung zu bestaunen sind, lässt sich ein weiterer Aspekt beleuchten. Die beiden Genannten vereint eine Gemeinsamkeit: Sie sind, wie viele ihrer Brüder und Schwestern im Geiste, völlig unverdächtig, auch nur ansatzweise etwas von den Dingen zu verstehen, die sie da so leidenschaftlich und hasserfüllt auf öffentlich-rechtlicher Plattform vortragen.

Sind wir jetzt wieder im Mittelalter? Was können wir tun?

Ein schönes Beispiel für zivilen Ungehorsam erkenne ich in der am 31. Januar 2023 dargebotenen Farce zum Thema Grundsteuererklärung. Ein Drittel der Steuerpflichtigen hat einfach nicht mitgemacht und die bereits bequem verlängerte Frist missachtet, sodass dem bayerischen Finanzminister nichts anderes übrig blieb, als die Abgabefrist um weitere drei Monate zu verlängern. Man ahnt, dass auch dieser Versuch misslingen wird.

Einfach nicht mitzumachen ist also eine mögliche Lösung, aber wie geht das denn praktisch?

Nun, für sehr erwägenswert und leicht umsetzbar halte ich es, keine Zwangsgebühren mehr für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk zu entrichten. ARD und ZDF sind nicht reformfähig und müssen daher meiner Meinung nach komplett abgeschafft oder privatisiert werden. Sollen sie sich ihr Geld verdienen — meines bekommen sie nicht. Auch die Kündigung von Abonnements auf überregionale Konzern-Tageszeitungen halte ich für richtig und angemessen. Echte Information beschafft man sich anders und idealerweise auch nur die, die man braucht. Wer will denn all die induzierte Empörung noch als hinderliches Gerümpel im Kopf haben, mit der wir tagtäglich manipuliert werden? Lesen wir doch stattdessen Sach- und Lehrbücher!

Kein Geld mehr zu verdienen und sich nicht mehr an den Steuern zu beteiligen, mit denen der ganz große Irrsinn überfinanziert wird, ist dagegen ein weit schwererer Schritt — nur, in welche Zukunft wollen wir denn? Ist es noch ethisch vertretbar, weiterhin für Krauss-Maffei-Wegmann „nur in der Buchhaltung“ zu arbeiten und sich selbst für die Mitarbeit in einem Rüstungskonzern die Absolution zu erteilen? Ist Broterwerb noch eine Rechtfertigung für die Teilnahme als noch so kleines Rädchen am großen Unrecht? Wo gibt es guten Rat, und ist es in diesem Zusammenhang in Ordnung, wie die Vorsitzende des deutschen Ethikrats Alena Buyx de facto als Pharmareferentin für Impfstoffhersteller zu arbeiten, statt auch nur ansatzweise das zu tun, was aus ihrer Funktionsbezeichnung zu schließen wäre?

Eine weitere Idee zur konstruktiven Diskussion. Nein, die Digitalisierung ist kein Heilsbringer. Sie kostet Arbeitsplätze. Nein, soziale Netzwerke sind nicht sozial. Sie sind ein Spaltkeil, mit dem Menschen erst auseinanderdividiert und dann aufeinandergehetzt werden. Wer hat denn die Kraft, sich davon zu verabschieden? Es gibt Alternativen! Ich empfehle, sich mit seinen Mitmenschen wieder direkt auseinanderzusetzen. Ladet doch mal eure Nachbarn zum Essen ein und schaut, ob Ihr das überhaupt noch könnt?!

Wir sollten in diesen Zeiten mit sehr vielem aufhören, bevor es zu spät ist, speziell bei jeder Form von teurem Aktionismus und ganz im Sinne Albert Einsteins: „Es ist ein Kennzeichen von Wahnsinn, immer wieder den gleichen Versuch zu wiederholen und auf ein anderes Ergebnis zu hoffen.“

Nein, keine Waffen in Kriegsgebiete! Nein, keine medizinischen Zwangsmaßnahmen! Das hat sich zu keinem Zeitpunkt in der Geschichte bewährt. Für richtig halte ich eigenverantwortliches Handeln auf der Basis hochwertiger Informationen. Daran sollten Wir arbeiten.

Der Transferschluss auf die von supranationalen Organisationen empfohlenen Maßnahmen zur Rettung des Weltklimas und deren Auswirkungen sei meinen letzten selbst denkenden Lesern überlassen.


Dieser Beitrag erschien am 10.02.2023 auch auf Manova